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„Eine App? Oh wow… Ach, über Alltagsrassismus?
Wie seid ihr denn darauf gekommen?“
So oder so ähnlich verlaufen die Gespräche mit den Menschen, denen wir von unserer Idee erzählen: Begeisterung. Aber eben auch Erstaunen, wie man denn auf sowas käme.
Tja, für uns hat sich das irgendwie logisch ergeben. Evelin Nolle-Rieder engagiert sich mit der Kleinkunstbühne K3 schon seit Jahren in verschiedenen Projekten für Toleranz und Demokratie. Mit wachsender Besorgnis nimmt Sie das Spannungsfeld im Zollernalbkreis wahr: auf der einen Seite lebt und arbeitet eine große Vielfalt von Menschen in dieser Region. Dennoch stellt sie immer wieder fest, dass die einzelnen Gruppen im Alltag unter sich bleiben und es wenig Berührungspunkte miteinander gibt. Und strukturelle Benachteiligung, vor allem von Kindern, ist immer noch nicht als dringendes Thema im Bewusstsein der breiten Bevölkerung angekommen. Auf der anderen Seite steht eine schockierend hohe Wahlquote (über 20%) von AfD Wählern in der Region, der es gilt, sich laut entgegenzustellen.
Mich treibt schon länger die Frage um, warum Menschen bei solch wichtigen Themen wie Klimawandel, Feminismus oder eben Rassismus oft viel mehr Kraft in die Defensive investieren als in die Lösung der eigentlichen Probleme. Das ist keine einfach zu beantwortende Frage, aber als wir auf das Förderprogramm „dive in. Programm für digitale Interaktion“ der Kulturstiftung des Bundes stießen, war sofort klar, dass wir hier die Chance haben, über einen neuen Zugang zu diesem Thema nachzudenken.
Rassismus ist ein strukturelles gesamtgesellschaftliches Problem, dem sich die Betroffenen nicht entziehen können, von dem die nicht betroffene Normgesellschaft aber kaum etwas mitzubekommen scheint. Klar, Rassismus ist schlecht und niemand möchte ein Rassist sein –dass dies jedoch keine individuell persönliche Entscheidung ist, sondern wir alle trotz ‚gut gemeint’ ein rassistisches System reproduzieren – das musste auch ich im Laufe der Recherche zum Thema in dieser Konsequenz erstmal lernen und verdauen. Dafür habe ich gelesen, denn es gibt ja sehr viel tolle Literatur zu dem Thema, aber vor allem zugehört. Den Menschen, die darüber reden können, weil es eben keine verborgene Realität, sondern ihr Alltag ist. Und den Menschen, die sich mit dem Thema schon länger professionell und fundiert auseinandersetzen.
Aus all diesem Input habe ich ein Drehbuch geschrieben, denn die einzelnen Videos, die in der App zu sehen sind, mussten ja erst einmal hergestellt werden. Mit Hilfe eines professionellen Filmteams, haupt- und nebenberuflichen Schauspielern und Mutigen, die zum ersten Mal vor der Kamera standen, vielen hochmotivierten ehrenamtlichen Helfern und Evelin Nolle-Rieder und mir als Projektleitung und Regie konnten wir die Videos in ca. 2 Wochen mit viel Freude und Schweiß abdrehen.
Davor und danach sowie parallel zu all dem wurde die App nach unseren Vorstellungen entwickelt und designt sowie die begleitende Homepage aufgebaut. Auf der dieser Text zu lesen ist.
Wer wissen möchte, von was für Videos ich eigentlich rede, findet hier unten ein Beispiel, welches in der App zu sehen ist: